Interims-CFO – «Dieser Job ist sicher nicht für jedermann»

Anne Knapp arbeitet als Interims-CFO und reist beruflich von einer Herausforderung zur nächsten. Immer mit dem Ziel, die jeweilige Unternehmung fit zu machen oder zu halten und eine gesunde Finanzabteilung in die Hände ihrer Nachfolge zu übergeben. Wir haben Anne, Partner bei «FS Partners – The CFO-Company», zum Interview getroffen.

 

Hoi Anne, wo treffen wir dich? Bist du gerade in einem Interims-Mandat tätig?

Ja, ich bin im Moment bei einem Unternehmen, in dem ich Brückenbauerin für die Position des Chief Finance Officers (CFO) bin. Die bisherige Leitung der Finanzabteilung ist nicht mehr im Unternehmen und die neue Person kommt erst in einigen Monaten. Bis dahin sorge ich dafür, dass die Arbeiten auf hohem Niveau weitergeführt werden und kein Vakuum sowohl auf operativer als auch auf strategischer Ebene entsteht.

Klingt irgendwie stressig. Ist das nicht anstrengend, ständig mit neuen Herausforderungen konfrontiert zu werden?

Ein Sonntagsspaziergang ist es definitiv nicht. Man muss die einzelnen Baustellen und Zusammenhänge bei einem neuen Mandat jeweils schnell erfassen. Dabei hilft es, eine gute Zuhörerin zu sein, Fragen zu stellen und offen auf die Menschen zugehen zu können. Eigentlich einfach neugierig sein, Menschen mögen und unvoreingenommen an ein neues Mandat herangehen.

Das klingt jetzt fast etwas zu einfach. Im Normalfall gibt es ein fundiertes Onboarding bei Job-Antritt. Ist dazu überhaupt Zeit?

In der Regel dauert ein Mandat zwischen sechs und neun Monaten, da bleibt rein rechnerisch schon nicht viel Zeit für ein Onboarding (lacht). Oftmals sind auch sofort Lösungen oder Massnahmen gefragt. Aber genau das ist es, was mich an der Interims-Tätigkeit reizt. Ich starte und bin eigentlich von Tag 1 an dabei. «Learning on the Job», wie es so schön heisst. Aber die Erfahrung zeigt, dass dies eine Menge Vorteile mit sich bringt. So bin ich beispielsweise jeweils sehr schnell ein echter Teil des Teams. Die Leute um mich herum sehen mich nicht als «Interims-Lösung», sondern als eine von ihnen. Ich spüre auch ein grosses Interesse an meinem Tun, so werde ich oft gefragt «Gehst du wirklich von Firma zu Firma?» und komme so auch mal an der Kaffee-Maschine ins Gespräch.

Interims-CFO ist jetzt kein klassischer Berufs-Wunsch, den man als Kind ins Freundeheft der Klassenkameraden schreibt. Wie bist du zu diesem speziellen Job gekommen?

Für mich gab es schon immer nur zwei Optionen: Medizin oder Wirtschaft. Ich habe mich dann für die Wirtschaft entschieden und bin in Sales gestartet und dann in Finance gelandet. Schon während des Studiums hatte ich den Wunsch in mir, in die Selbstständigkeit zu starten. Zuerst wolle ich mir jedoch noch mehr Erfahrung im CFO-Bereich aneignen. Heute bin ich angekommen und habe als Selbständige die Flexibilität meine Einsätze im Netzwerk von FS Partners so planen, wie es für mich passt. Nach einem Mandat mache ich meist erst einmal Ferien. Ganz besonders geniesse ich die Berge – und in der Schweiz haben wir die ja gleich vor der Haustür.

Eine Berg- und Talfahrt ist so ein Mandat ja definitiv. Ferien werden währenddessen kaum möglich sein. Gibt es andere Faktoren, die das Interims-Management speziell machen?

Meistens gibt es die Ferien wirklich erst nach dem Mandat. Im Vergleich beispielsweise mit einem Consultant ist vor allem auch Anpacken gefragt. Da ist ja niemand mehr, den man beraten könnte. Also ist vor allem «Hands-on» gefragt: Direkt Wirkung erzielen, um die gesteckten Ziele erreichen zu können. Man muss definitiv der Typ sein, der Challenges mag. Ich versuche dabei, nicht so viel anders zu machen, als dies eine oder ein CFO in Festanstellung tun würde. Ich verbringe sehr viel Zeit mit dem Team. Nur so gelingt es, Stabilität hineinzubringen, die entstandene Lücke sicher zu füllen und gemeinsam in kurzer Zeit erfolgreich zu sein. Durch die Abwechslung in den unterschiedlichen Mandaten ist die Lernkurve immer wieder extrem steil. Das bringt mich auch persönlich weiter und ist für künftige Einsätze Gold wert.  

Wenn ich dich frage, ob Interims-Management etwas für mich wäre, was würdest du mir sagen?

Willst du aus Überzeugung ins Interims-Business? Wenn die Motivation eher ist, eine Festanstellung zu finden, würde ich davon abraten. Das Business ist definitiv nicht für jedermann geeignet und es braucht die Freude an der stetigen Abwechslung. Dabei lernt man aber auch extrem viel. Diese beiden Aspekte machen mir bei der Arbeit grossen Spass. Und du brauchst Mut. Mut, den Sprung ins Ungewisse immer und immer wieder zu wagen. Dabei hilft es, dass die Funktion als Interims-Manager auch immer zeitlich begrenzt und das «Licht am Ende des Tunnels» früher oder später zu sehen ist.

Wann braucht denn ein Unternehmen so jemanden wie dich?

Da gibt es ganz unterschiedliche Fälle. Beispielsweise kann ein CFO ausfallen oder das Unternehmen verlassen, so entstehen Lücken. Wir überbrücken diese als zuverlässige Brückenbauer. Durch unsere langjährige Erfahrung in dieser verantwortungsvollen Position können wir direkt durchstarten und halten so das Daily-Business am Laufen. Bei FS Partners haben wir einen grossen Pool an qualifizierten Interims-Managern, so können wir für jedes Mandat die passende Person ins Rennen schicken.

Dann sind wir gespannt, wohin du als Nächstes ins Rennen geschickt wirst. Vielen Dank fürs Interview und weiterhin viel Freude mit den stetigen Herausforderungen.

Danke für das angenehme Gespräch.